Interview Schroeder in NYT - Jüngere Vergangenheit trifft auf GegenwartEx-Kanzler Schröder gab der NYT kürzlich ein Interview.
Hier treffen jüngere deutsche Geschichte und aktuelle Gegenwart aufeinander.

 

 

In einem  Interview  der New York Times  mit Ex-Kanzler Schröder wird u.a. aufgezeigt, wie der Weg begann aus der Aufarbeitung der deutschen Geschichte der 30iger und 40iger Jahre, hin zu einer Strategie des “Wandel durch Handel”.
Deutlich erkennbar wird, warum in den letzten Jahrzehnten in Deutschland Wirtschaft, Globalismus und Kapital so präferiert wurden und Zweifel an einigen Entwicklungen zeitweilig gar nicht mehr aufkamen.
Und wie dies die derzeit aktuelle Weltlage maßgeblich mit beeinflußte und ermöglichte.

Oft fragte ich mich ab den 1990iger Jahren, warum der Konsum und damit einhergehend auch Verhaltensweisen im damals sehr zunehmenden Neo-Liberalismus immer skrupeloser wurden.
Warum gleiches Recht nicht immer für alle galt, wie z.B. im Frauenrecht oder im Kinderrecht und im Tierrecht.
Wie kam es, daß gleichermaßen sozialpolitische wie auch christdemokratische Regierungen hier immer blinder wurden?
Im Post “Haben-Rock: Leben in unserer gewinnorientierten Kultur” hatte ich vor  fast 10 Jahren diese Fragen und ihre Folgen angeschaut und nach eigenen Antworten gesucht.
Der Post erschien 2013 im alten Werawelt-Blog und ich habe ihn nun mit einem kleinen Update neu veröffentlicht.

Das Interwiew in der NYT mit Ex-Kanzler Schröder ergänzt meine damaligen Gedanken und erweitert die Perspektive auf der Suche nach Ursachen und Antworten.

Es gibt sicher noch viel, viel mehr zu diesem Interview zu schreiben.
Dieser Post ist ein kleiner Aspekt dazu.

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Den niederländischen Bauern ist jüngst der Kragen geplatzt.

Bauernproteste
(Bildquelle: https://www.sueddeutsche.de/politik/niederlande-bauern-protest-umweltauflagen-1.4641585)

Seit aus dem heimeligen Bauernhof ein industrieller Agrarbetrieb geworden ist, heisst es auch für Bauern Wachstum, Kredite aufnehmen für Investitionen, noch mehr Wachstum und noch höhere Kreditsummen.
Eine negative Spirale für all die, welche nicht mehr mithalten können.
Wer noch keinen Großbetrieb oder viel Ackerland hat, ist umso mehr auf viele Tiere angewiesen, da mit wenigen Tieren schon lang kein Geld mehr zu verdienen ist.

Das hängt mit der Billig-Preispolitik für Lebensmittel zusammen und auch mit der Agrar-Subventionierung in Europa, die denen gibt, die eh schon viel haben und wenig jenen, die wenig haben.

Da da bäuerliche Ackerflächen begrenzt sind, werden massenhaft Tierställe gebaut auf Eigenland und bestehende Ställe erweitert für mehr und noch mehr Tiere.
Da die wenigsten von ihnen auf die Wiese kommen, fallen Unmengen an Urin und Kot an, was irgendwo bleiben muss.
Also ab auf die Felder damit, auf die eigenen, die von anderen oder grenzübergreifend wie zwischen Niederlande und Deutschland, wo sich eine Art Gülle-Tourismus in einigen Grenzregionen entwickelt hat.

Gülle-Bauer

Nun soll weniger Stickstoff in die Umwelt ausgebracht werden in Europa bzw in einigen der Länder als erster kleiner Schritt für Umwelt- und Klimaschutz.
Kleinere Bauern werden damit allein gelassen.
Politiker geben Ratschläge, sie sollten ihre Tierbestände reduzieren, um die anfallenden Ausscheidungen zu verringern.
Doch wie war das noch mal in Europa: der bekommt hohe Subventionen, der viel hat, und es macht der Agrarbetrieb Gewinne, der im endlosen Wachsen und immer größer Werden die Nase vorn halten kann.
Wie soll ein Bauer da seine Tierzahlen reduzieren wollen?!
Oder auf Bio-Landwirtschaft umsteigen wollen, wo er doch meist hohe Kredite abzuzahlen hat und sein Betrieb auf konventionelle Methoden ausgerichtet ist mitsamt aller Gerätschaften, Stallgrössen und Vermarktungswege.

Wer die kleineren Bauern so allein lässt mit den neuen Anforderungen ohne Rahmenbedingungen zu ändern, wird sich kaum wundern, wenn es zu Protesten kommt, wie jetzt in den Niederlanden (Artikel s.u.).
Anstatt europaweit Subventionen und die Agrar-Wirtschaft anders zu organisieren und den zu belohnen, der umwelt-, klima- und tierfreundlich seinen bäuerlichen Kleinhof führt, wird der schwarze Peter namens “Ratlosigkeit” einfach an die Schwächsten durchgereicht, an den einzelnen Bauern.
So rum wird das nichts!

Politische Klima-Ratlosigkeit wird nach unten durch gereicht

Zuerst muss zügig in den schon länger laufenden europäischen GAP-Verhandlungen die Agrarwirtschaft mit ihrer industriellen und auf stetiges Wachstum augerichteten Vorgehensweise von Grund auf verändert werden, hin zu einer Förderung kleinbäuerlicher Höfe im Sinne des Schutzes von Umwelt, Klima und Tieren.
Nur dann haben kleinere Bauern echte Alternativen und geraten nicht in Existenznöte, wenn sie etwas verändern wollen.

Es müssen alle Betroffenen in diesem Sinne miteinander kooperieren: die EU und die nationalen Regierungen mit den Bauern, und auch die Kundschaft beim Lebensmitteleinkauf, wo man mal etwas mehr bezahlt für Lebensmittel die viel Aufwandt beinhalten.
Eine Änderung in der Art der Ernährung ist damit verbunden, ebenso die Möglichkeit sich Ernährung leisten zu können, wenn Preise für Lebensmittel dem Aufwandt angemessen steigen.
Auch hier kann es nicht einfach beim Schwächsten abgeladen werden, sondern Regierungen müssen sozialverträgliche Rahmenbedingungen erschaffen, damit ärmere Menschen keine Angst vor Mangelernährung haben müssen.

Zusammen-halten

Nur miteinander kann ein Wechsel gelingen hin zu Umwelt-, Klima- und Tierschutz.
Wer als Politiker einfach nur eigene Ratlosigkeit nach unten weiter reicht, will nicht wirklich etwas ändern.
Im Gegenteil, es werden durch fehlende, politische Rahmenausrichtungen Existenzängste und Ablehnungsverhalten ausgelöst.
Fühlt sich der einzelne Mensch aber weitgehendst abgesichert in seiner bisherigen Existenz, ist er/sie auch viel eher bereit sich auf Veränderungen einzulassen.
Schon zu sehen, dass politische Weichenstellungen zukünftig wirklich bürgerliche Belange im Blick haben und nicht nur die der Lobbyisten und Großkonzerne, kann Mut machen zum Mitmachen.
Sich dafür einzusetzen den Zusammenhalt zu wahren und Schwächere nicht allein zu lassen in all den anstehenden Veränderungen ist ebenso wichtig wie die konkreten Maßnahmen selbst!

Wütende Bauern stürmen Verwaltungsgebäude – Politik – Süddeutsche.de https://www.sueddeutsche.de/politik/niederlande-bauern-protest-umweltauflagen-1.4641585


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Wir Bürger sollen und viele wollen sich gern in ihrer Lebensweise verändern, um das Klima zu retten.
Doch wir allein werden das nicht schaffen, wenn nicht wirklich alle Verursacher mitmachen bzw einbezogen werden.
Die intensive Tierwirtschaft ist einer der Klimakiller, zusammen mit der naturvernichtenden intensiven Landwirtschaft, die keinen Raum für natürliche Regeneration von Pflanzen- und Tierwelt mehr zulässt, wo nichts mehr dauerhaft wachsen kann, das großflächig CO2 absorbiert.

Großstall
Die Klimabeschlüsse lassen insbesondere die intensive Tierwirtschaft außen vor, weil man da angeblich wenig machen könne (O-Ton vorhin in den zdf-Nachrichten).
Aus einem unerfindlichen Grund scheuen sich Politiker hartnäckig davor die Agrarlobby und deren Nutznießer anzugehen.

So wird das nix, Leute!
Da müssen alle mit ran.

Foodwatch informiert:

Externe Kosten entstehen in der Landwirtschaft nicht nur durch den CO2-Ausstoß. Auch Grundwasser oder Flüsse und Seen werden zum Beispiel durch Pestizide oder Gülle aus der landwirtschaftlichen Produktion belastet. Wasserbetrieben und Kläranlagen entstehen so hohe Mehrkosten. Hauptverursacher der Umweltkosten sind Betriebe der hochintensiven konventionellen Landwirtschaft, insbesondere im Bereich Tierhaltung. Hier sind zum Beispiel der energieintensive Futtermittelanbau und die Betreibung von Ställen und Belüftungssystemen ein Problem. Bei pflanzlichen Produkten sind die negativen externen Effekte deutlich geringer.

Klimakosten in Höhe von 77 Milliarden Euro pro Jahr in Europa enstehen durch intensive Landwirtschaft,

Kosten, die durch landwirtschaftliche Produktion zum Beispiel in der Umwelt entstehen – die aber nicht von den Verursachern, sondern von der Allgemeinheit getragen werden.

Agrar-Großbetriebe machen ihre Besitzer, Vorstände, Lobbyisten und sonstige Nutzniesser glücklich auf Kosten der leidenden Tiere, der Artenvielfalt und der natürlichn Räume einschiesslich sauberen Wassers.
Und auf Kosten des Klimas.
Gier
Selbst wenn alle Menschen in Deutschland plötzlich aufhören würde deren Quälfleisch zu essen, würden viele der großen Betriebe weiter bestehen, da sie schon lange exportieren.
Gefördert mit EU-Subventionen, die letztlich anteilig auch unsere Steuergelder sind.
Die externen Kosten zahlen wir gleich noch mit.
Verursacher-Prinzip gleich Null!
Dieses Exportgeschäft muss so teuer bepreist werden, dass es sich nicht mehr lohnt!
Doch kein Wort davon in den aktuellen Beschlüssen der Regierung.

Wie schon gesagt: so wird das nichts!

EU-Landwirtschaft verursacht Klimaschäden von 77 Milliarden Euro https://www.foodwatch.org/de/aktuelle-nachrichten/2019/eu-landwirtschaft-verursacht-klimaschaeden-von-77-milliarden-euro/


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