“Ich halte die Massentierhaltung für einen klaren Gesetzesbruch. Das Tierschutzgesetz hat einen Satz, daß keinem Tier ohne “vernünftigen” Grund Schaden, Schmerz oder Leid zugefügt werden darf. Wer einmal in eine Schweinezucht geguckt hat, in eine industrielle Massenproduktionsstätte für Milch, Schweinefleisch, Geflügel, Enten – das ist glatter Gesetzesbruch. Diese Tiere,- da kann man das Wort Tierwohl gar nicht in den Mund nehmen – das ist eine Unverschämtheit.
Hannes Jaenicke, Schauspieler und Umweltaktivist
In Münchner Runde 08.02.2023 BR
Pflicht für Tierschutz-Label fordern immer mehr Politiker
Es tut sich scheinbar endlich was in der Politik in Sachen Tierschutz.
Niedersachsens Ministerpräsident Weill hat ein verpflichendes Tierwohl-Label gefordert.
“Nach Ansicht der niedersächsischen Landesregierung ist ein freiwilliges Label nicht geeignet, um sich am Markt durchzusetzen – so heißt es in dem Antrag. Der Verbraucher wünsche sich mehr Tierwohl, also solle das Label verpflichtend sein. Darüber hinaus ist es den Niedersachsen ein Anliegen, dass die Bundesregierung das geplante Tierwohl-Label mit anderen bereits bestehenden Kennzeichen des Lebensmitteleinzelhandels abstimmt.” (Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Unterstuetzung-fuer-Niedersachsens-Tierwohl-Vorstoss,tierwohl190.html)
Wer hält noch dagegen? Richtig: Landwirtschaftsministerin Klöckner. In ihren Augen ist eine Pflicht nicht möglich nach EU-Recht. Sie vergleicht das erwartbare Scheitern mit der misslungenen Einführung der PKW-Maut. “CSU-Agrarpolitikerin Mortler, die demnächst vom Bundestag in das EU-Parlament wechselt, sieht dagegen bereits jetzt gute Chancen. Sie habe erste Gespräche auf europäischer Ebene geführt – und dort habe man ihr signalisiert, dass eine Pflichtkennzeichnung grundsätzlich möglich sei. Sie geht davon aus, dass der entsprechende Gesetzentwurf der EU-Kommission im Herbst vorgelegt werden könne.” (Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/tierschutz-tierwohl-label-101.html)
Na, geht doch!
Die Grünen sprechen als einzige von einem TierSCHUTZ-Label. In Anbetracht massiver, geduldeter Verstösse gegen das Tierschutzgesetz und dessen Rechtsbeugung, zu wenig Kontrollen/Kontrolleure sowie tagtäglicher Verschleppung von Gerichtsurteilen wie zum Kastenstand oder der Ferkel-Kastration, ist diese Bezeichnung wirklich passender!
Bleibt zu hoffen, dass ein Tierschutz-Label zur deutlichen Verbesserungen für die Tiere entsteht, die Politiker hier engagiert am Ball bleiben und sich nicht weichspülen lassen von den großen Lobbynetzwerken in Europa und in Deutschland.
“Ist es tatsächlich denkbar, dass die Bundesregierung ein neues Gesetz plant, um ungesetzliche Handlungen mit einem Qualitätssiegel auszeichnen zu können?”
“Man wusste zuvor schon, dass auch Produkte von Schweinen, denen man ihre Ringelschwänze abgeschnitten hat, mit dem für Verbraucher rund 20 Prozent teureren staatlichen Tierwohlkennzeichen ausgezeichnet werden sollen, obwohl diese gängige Praxis EU-weit gesetzlich verboten ist. … Neu war, dass zwei weitere Gesetze ignoriert werden. Fleischproduzenten sollen das Tierwohlkennzeichen auch dann bekommen, wenn sie Sauen in einem engen “Kastenstand” halten, der seit 2015 verboten ist; die Tiere können sich darin nicht vor und zurück bewegen und auch nicht umdrehen. Das Siegel soll zudem auch denjenigen verliehen werden, die kleine Ferkel ihren säugenden Müttern vor Ablauf der gesetzlichen Frist wegnehmen”
“Der PR-Feldzug soll Verbrauchern den Irrglauben vermitteln, dass Produkte, die ungesetzlich zulasten leidender Tiere hergestellt wurden, besonders tierfreundlich sind.”
Die Vergabe eines staatlichen Tierwohlkennzeichens ist nicht möglich, “ohne das Gesetz zu biegen und zu brechen. Doch ist es nicht Aufgabe der Regierung, Gesetzesbrüche auszuzeichnen und damit zum Nachahmen geradezu aufzufordern. … Recht und Gerechtigkeit bleiben dabei auf der Strecke.” (Zitate stammen aus dem genannten Artikel)
Fühlt sich der Staat selbst sich nicht mehr an die Einhaltung von Recht und Gesetz gebunden? Will die Regierung ernsthaft Tierqual und Methoden der Verschleppung der Umsetzung von Gesetzen und Gerichtsurteilen wie z.B dem “Kastenstand-Urteil”, sogar noch per Tierwohl-Label belohnen und fördern? Wollen Politiker hiermit die politische Demoralisierung vorantreiben?
Nicht alle Bio-Eier sind eine Alternative. Recherchen vom “Deutschen Tierschutzbüro” zeigen die bittere Wahrheit, daß auch in einzelnen Bio-Betrieben die Tiere leiden müssen.
Die Bio-Verbände haben unterschiedliche Vorgaben und Kontrollen.
Die EU-Bioverordnung und Naturland unterscheiden sich deutlich von den jahrzehnte währenden Verbänden Bioland oder Demeter. Schon damals als die EU-Bioverordnung in Kraft trat, protestierten Bioland, Demeter u.a. Verbände gegen die Aufweichung wichtiger Standards im Bio-Bereich. Auch im Bio-Bereich gilt wie überall: Tierschutz gibt es nur über höhere Preise! Deshalb ist es auch hier wichtig darauf zu achten, welcher Bio-Verband zertifiziert hat. Schwarze Schafe wie im Beitrag gibt es überall. Dennoch ist die Trefferquote für reale Tierwohl-Haltung in Bio-Betrieben immer noch vielfach höher als im konventionellen, quälerischen Ausbeuterbetieben der industriellen Massentierhaltung. Allerdings finde ich es fragwürdig, wenn ein EU- oder Naturland-Bio-Betrieb 12000 Tiere in einem Stall hat. Mit Bio und Tierwohl hat das in meinen Augen nichts mehr zu tun.
Am Besten ganz verzichten auf Fleisch, Ei, Käse, Fisch und Milch. Es gibt inzwischen viele tierfreie Lebensmittel, die lecker sind. Die Tiere werden es danken! 🐔🐣🐇🐄🐖🦀🐟🐙🐋