Ein Sofa, das Herzschlag und Blutdruck misst, um bei Unregelmäßigkeiten den Service-Dienst zu kontaktieren. Eine Zimmerlüftungsautomatik, die zugleich die Heizungstemperatur regelt. Ein Rollator, der ab Quartiersgrenze nicht mehr weiter fährt.
Willkommen in der Vision vom automatisierten Senioren-Wohnen, – wobei hier die schwächeren, kranken und dementen Senioren gemeint sind.
Sogenanntes selbstbestimmtes Wohnen in den eigenen vier Wänden auch bei altersbedingter Schwäche, Erkrankung, Demenz u.a.m. wird losgelöst von Privatsphäre und wahrer Selbstbestimmung, die sich nicht programmieren lässt.

Smart Living im gläsernen Käfig

Mangelndes Pflegepersonal und zunehmend mehr alternde Menschen in den kommenden Jahrzehnten motivieren zu Modellprojekten wie “Zusammenleben 4.0” in Halle-Neustadt (Artikel s.u.).
Zwar soll die “Komforttechnik” in einzelnen Modulen abwählbar sein, doch welcher Mensch wird sich dem aussetzen, den schon eine moderne TV-Fernbedienung überfordert.

Besonders finanziell nicht sehr vermögende Menschen werden in Zukunft wohl in Quartieren solcher Art leben müssen, wenn sie nicht in wohl zukünftig völlig überfüllte Pflegeheime wollen.

Angesichts der häufigen Datenlecks der Clouds, Angreifbarkeit moderner smart-living-Produkte und der steten Überwachung jeder körperlichen Regung in der Wohnung wird ein Bewohner solcher Quartiere rasch zu einer durchsichtigen und hackbaren Person.

Smart Living im gläsernen Käfig

Es ist ein gläserner Käfig, der einem die Illusion einstiger Selbstbestimmung vorgaukelt auf Kosten der Privatsphäre und der eigenen Spontanität, einfach mal etwas anders zu machen als sonst entgegen den programmierten Abläufen in der Wohnung/Quartier.

Solche Systeme mit ihren Peripheriegeräten in Stand halten zu können, wird teuer und ist ein bislang ungelöstes Problem, wie es auch im neuen Smart-Home in Halle deutlich wird.

Wollten wir ernsthaft in Zukunft in “smart” überwachten und automatisierten Wohn-Quartieren leben, dann muss sich letztlich der Einzelne den automatisierten Abläufen unterordnen.
So, wie wir es seit Einzug der technischen Geräte getan meist haben.
Überwiegen die persönlichen Vorteile, dann gewöhnt sich mensch rasch daran und verdrängt die unangenehmeren Aspekte.

Ein Social Scoring wie in China wird dann eher altbacken erscheinen.
Denn wer sich nicht den automatisierten Abläufen unterordnet, könnte einfach gestoppt werden mit seinem Rollator oder ganz ausgeschlossen werden von Kommunikation.
Wer diese Quartiere und Wohnungen betreiben würde, bekommt eine bislang nicht mögliche Machtfülle zugespielt.
Das wird nicht mit Demokratie und freier Entscheidung vereinbar sein.
Insofern läge ein langer, politischer Wege vor uns, der einen Rahmen setzt für solche Art des Wohnens, – sofern die Bürger ihre demokratischen Grundrechte noch kennen und behalten wollen.
Auch im Alter.

Senioren sind skeptisch gegenüber dem Smart Home – doch sie könnten profitieren – Spektrum der Wissenschaft https://www.spektrum.de/news/senioren-sind-skeptisch-gegenueber-dem-smart-home-doch-sie-koennten-profitieren/1677944


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